Von Talisman (Guatemala) ueber Mexico City nach Nogales
(USA) vom 01. Juli bis 21. Juli 2003
5000 km auf Mexicos Autobahnen nach
Norden - Reiseabschnitt 15
Teil 1
Auf unserer Reise in Richtung USA wollen wir nun zuegig vorankommen
und entscheiden uns die Zahlautobahnen gen Norden zu befahren. Von der Grenze
Guatemalas entlang der Pazifikkueste bis zur Landenge bei Tehuantepec dann
ueber Acayucan nach Mexico City und Besichtigung der Pyramiden von Teotihuacan.
Weiter ueber Guadelajara nach Sayulita, bei Puerto Vallarta, wo wir uns ein
paar Tage ausruhen bevor es die restlichen 2000km zur Grenze nach Nogeles
geht.
Bei der Einreise nach Mexico werden wir gefragt wie lange wir bleiben
wollen, uns reichen 3 Monate. Die Zollpapiere bekommen wir im 60 km weitergelegenen
Kontrollpunkt Viva Mexico, sagt uns der Zollbeamte. Nun versucht unser
Tramitadore, nachdem er uns ein sogenanntes Brueckengeld abgeknoepft und
sein Freund der Geldwechsler uns um den Wechselkurs betrogen hat, uns irgendwas
zu erzaehlen dass er mit dem Taxi alles erledigen koennte. Wir muessten
natuerlich im Vorraus bezahlen. Als wir uns nochmals beim Zoll den Vorgang
bestaetigen lassen, verschwindet er. Dies ist der erste Grenzuebergang an
dem versucht wird uns um Geld zu betruegen.
24 Stunden Probleme mit dem Zoll
Nach einer Polizei- und einer Militaerkontrolle kommen wir bei Viva
la Mexico an und gehen zur Banjercito, Mexicos Militaerbank, die die Autopermits
ausstellt. Alle erforderlichen kopierten Unterlagen haben wir dabei, als
uns der Beamte eroeffnet, dass wir die Papiere fuer das Auto nicht bekommen.
In unserem Title(Fahrzeugbrief) aus Arizona ist bei der Fahrzeugnummer
eine 5 mit einem S vertauscht worden (wir wussten um diesen Tippfehler)
und somit waeren unsere Papiere ungueltig. Er sagt, dass die einzige Moeglichkeit
eine Ueberfuehrung des Fahrzeugs innerhalb von 10 Tagen in die Staaten waere.
Kostenpunkt um die 500 US Dollar. Alles Gutzureden und bitten hilft nichts
- dieser Beamte ist ein Fiesling und er ist der einzige dort. Die Organisationen,
die Autoueberfuehrungen machen haben ihre Bueros an der Grenze in Hidalgo.
Wir muessen zurueck! An einer Pemex versuchen wir den Tourismusverband,
bei dem jemand englisch spricht, anzurufen, sie geben uns die Adresse des
Hauptzollbueros der SAT in Hidalgo. Der Ladenbesitzer an der Pemex ist
sehr hilfsbereit und sucht uns weitere Telefonnummern raus. Einen Versuch
wagen wir noch, wir fahren zu einer anderen Banjercito in die Stadt. Sie
ist schon geschlossen, doch die Mitarbeiter lassen uns herein und
hoeren sich unsere Problem an. Doch leider klappt Plan B nicht, sie haben
uns schon an der Grenze gesehen. Weiter gehts zu den Ueberfuehrungsbueros,
in dem 60 km entfernten Hidalgo. Wir passieren zum zweiten Mal die Militaerkontrollen.
Als wir in Hidalgo das Buero gefunden haben, wird uns nach einer halben
Stunde Wartezeit gesagt, dass die Ueberfuehrungen nicht fuer Touristen gemacht
werden. Wir sollen zum Hauptbuero des Zolls fahren.
Es ist inzwischen 18 Uhr und das Buero ist noch geoeffnet. Alle Beamten
dort sind sehr nett und als wir dem Chef unser Problem erlaeutern kuemmert
er sich auch gleich darum. Nach 10 Minuten spannungsvollem Warten ist
er wieder da uns meint, dass waere ja wohl kein grosses Problem, ist halt
ein Schreibfehler. Er hat bereits einen Mitarbeiter in Viva Mexico angerufen
und er schreibt uns eine Erklaerung. Wir sind endlos erleichtert.
Also zurueck - und zum dritten Mal an den Militaerkontrollen vorbei - diesmal
stoppen sie uns und fragen warum wir dauernd hin- und herfahren. Wir haben
uns schon verdaechtig gemacht. Nach langen Erklaerungsversuchen und Check
vom Camper lassen sie uns weiterfahren. Endlich in Viva Mexico angekommen,
empfaengt uns ein SAT Beamter und schreibt das Gewuenschte auf. Er sagt uns,
wir haetten doch gleich zu ihm kommen sollen. Er sitzt gleich neben dem Buero
des fiesen Banjercitobeamten. Dieser hielt es am Morgen einfach nicht fuer
noetig, uns den einfachsten Weg, naemlich gleich nebenan ins SAT Buero zu
gehen, zu nennen. Stattdessen hatte er eine sichtliche Freude daran uns zur
Verzweiflung zu bringen. Den Zollbeamten war dieses Verhalten schon bekannt
und sie entschuldigten sich.
Mit unserem Unbedenklichkeitsschreiben gehen wir in das Banjercitobuero,
wo nun ein anderer Beamter sitzt. Diesem gefaellt die Formulierung des
Zolls nicht und es muss umgeschrieben werden. Inzwischen ist es 20 Uhr geworden
und der Zoll hat Feierabend - na prima. Also fahren wir, immer noch ohne
Papiere zurueck in die Stadt und suche uns das billigste Hotel. Ich bin
seit dem Morgen von nicht enden wollenden Magenproblemen geplagt.
Nach Puerto Arista
Am naechsten Morgen endlich, wird unser Papier noch zweimal umformuliert,
bevor die Banjercito unser Permit herausrueckt. Der ganze Aerger hat 24
Stunden gedauert, nur wegen so einem unglaublich gemeinen Beamten. Wir fahren
ca. 200 km nach Puerto Arista, wo wir uns auf einem ruhigen und schoen
angelegten Trailerpark, Joses Camping, ausruhen wollen. Es ist sehr heiss
hier und die Moskitos schwirren ueberall. Als wir unser Dach hochkurbeln
wollen passiert es - ein Zugseil reisst und das Dach laesst sich nicht
mehr hochbringen. Unglaublich...alles auf einmal.
Ralf macht sich gleich auf die Suche nach der Ursache und wir haben Glueck
im Unglueck. Es ist nur eine abgesprengte Schraube, gleich vorne unter
der Spuele und einigermassen zugaenglich. Nach 2 Stunden hat Ralf alles
repariert und das Dach laesst sich wieder heben und senken. Wahrscheinlich
haben sich durch die ewigen Ruettelpisten die Schrauben der Zugseile gelockert.
Es werden doch 5 Tage in Puerto Arista, da sich mein Magen nicht bessert.
Ich bleibe die meiste Zeit liegen und kann kaum essen. Normalerweise, wenn
man etwas Ungutes gegessen hat, ist alles nach 24 Stunden erledigt. Nach
4 Tagen nehme ich ein Antibiotikum, dass wir fuer diese Faelle dabeihaben.
Am Montag den 07. Juli bin ich dann wieder so weit, dass wir weiterfahren
koennen. Nachdem wir unsere Gasflasche aufgefuellt haben, geht es auf die
Fahrt durch die Landenge Mexicos, dem Isthmus von Teuhantepec. In einem
weiten Tal fuehrt die Strasse Mex 185 durch
Berge der Sierra Madre in das flache Sumpfland an der Kueste des Golfs
von Mexiko. Die Abkuerzung ueber die 145 nach Mexico City wird wegen moeglicher
Uebergriffe auf Autos nicht empfohlen. Es gibt viele Militaerkontrollen
im Staat Oaxaca. Bei einer Kontrolle merken wir dass unsere Dachluke weggeflogen
ist. Bei einer Pemex- Tankstelle halten wir an um das Dach abzudecken. Ich
klettere aufs Dach und klebe eine Plastiktuete darueber, gerade noch rechtzeitig
vor dem einsetzenden Regen. In Acayucan finden wir ein guenstiges
Hotel mit bewachtem Parkplatz. Es ist eine nette Stadt und wir bummeln
ein wenig durch das abendliche, gemuetliche Treiben.
Nach Puebla
Am naechsten Morgen geht es weiter auf die gebuehrenpflichtigen Autobahn.
Zirka 200 km zieht sich die schnurgerade zweispurige Strasse durch weites
Sumpfland. Unzaehlige weisse Reiher waten durch die Wiesen. An entspanntes
Fahren ist nicht zu denken, denn es gibt ueberall tiefe Schlagloecher.
Hinter Corduba schliesslich windet sich die Strasse durch dichten Nebel
auf 2500m hoch, auf das Hochplateau von Puebla. Es sind inzwischen 13 Grad
Aussentemperatur. Als wir die Hochebene erreichen, scheint wieder die Sonne
und wir sehen Indios in Wattejacken ihre Ziegen- oder Schafherden an dem
Strassenrand hueten. Die Behausungen sind armselig hier und Scharen von Autowaeschern
umringen die parkenden LKWs, um sich ein paar Peso zu verdienen.
Als wir die 2 Millionenstadt Puebla erreichen und eben am VW- Werk
vorbei sind, geraten wir in den naechsten Platzregen. Auf der Suche nach
einem Trailerpark im nahegelegenen Cholula irren wir durch wasserueberflutete
Lehmstrassen, wo die Gullideckel wegschwimmen. Der Tailerpark liegt in einer
merkwuerdigen Gegend und ist zu teuer, so machen wir uns auf die Suche nach
einem guenstigen Hotel. Es dauert noch eine weitere Stunde Irrfahrt durch
regenueberflutete Strassen, bis wir eines, das Los Americas, gefunden haben.
Dies ist eine Geduldsprobe nach so einem langen und anstrengenden Autotag.
Am Abend gehen wir gegenueber in ein kleine, einfaches Restaurant, wo ein
aelterer Herr uns superfreundlich eine Gemuesesuppe und Huhn serviert - Das
was er halt da hat. Es wird sehr kalt und wir brauchen unsere Pullover.
Nachdem wir am Mittwochmorgen bei Mc Donalds gefruehstueckt haben -
in Mexico gehen alle etwas besser Betuchten zu Mc Donalds - finden wir ein
Internet mit schneller Verbindung und ich kann meine Mama anrufen, die heute
Geburtstag hat. Ich habe Glueck, die ganze Familie ist versammelt und ich
kann mit jedem sprechen.
Mittags geht es weiter ueber einen weiteren 3000m hohen Gebirgspass
nach Mexiko City. Der Popocatepetl und die anderen Vulkane liegen in Wolken
und es ist nur die gelbe Dunstglocke ueber der Stadt sichtbar. Wir wollen
Mexiko City Richtung Teohutiacan, es liegt im Nord-Osten, umfahren.
Probleme mit der Transito bei Mexico City
Als wir von der Autobahn auf die Umfahrung fahren werden wir von Transito
- Beamten gestoppt. Sie sagen uns,dass heute am Mittwoch Autos mit der
Endnummer 3 auf dem Nummernschild Fahrverbot haben. Das stimmt leider,
doch uns war nicht klar, dass es ausserhalb des Zentrums auch gilt. Sie
nehmen unsere Papiere. Wir sollen aussteigen und das Auto parken.
Es wird uns 480 US Dollar Strafe kosten und das Auto muss sofort weggesperrt
werden - uns wird schlagartig klar, dass wir Schwierigkeiten bekommen. Ralf
tut so, als ob er nicht alles versteht und wir sagen dass wir soviel nicht
zahlen koennen. Nach erneutem Umparken des Autos nehmen wir unsere Touristennotrufnummer
mit und wollen die Beamten fragen, ob wir telefonieren koennen, denn wir
brauchen jemanden, der uns die Umstaende verstaendlich macht. Die Beamten,
einer hatte seinen Ausweis in die Hemdtasche gesteckt, wurden ungehalten
und sie gingen mit ihren Zahlungsforderungen nach unten, nur noch 300 Dollar
und wir koennen fahren. Als sie uns dann hinter dem Haus noch einen Rabatt
von 50% anboten, war uns endgueltig klar, dass sie uns ausnehmen wollen.
Ralf betonte nochmals die Notwendigkeit zu telefonieren. Nun wurden sie sehr
ungehalten und sagten uns, wir haetten ihnen nun 7 km in die Garage zu folgen
und morgen ist die Strafe faellig.
Waehrend der Fahrt hinter ihnen her ueberlegten wir fieberhaft was
wir tun koennen und ich nahm mir vor ihnen nicht durch ein abschliessbares
Tor zu folgen. So hielten wir davor und sahen hinten eine Art Schrottplatz.
Den Beamten sagten wir klar, dass wir nicht hier hereinfahren. Ralf ging
zu einem Pfoertner, der benachbarten Universitaet und fragte nach einem Telefon,
wir haetten Aerger mit der Transito. Eine Lehrerin hoerte das Gespraech,
ging mit uns zum Wagen der Beamten und fragte diese, warum wir so aufgeregt
waeren. Dann bot sie uns vor deren Augen ihr Handy an. Innerhalb von Sekunden
hatten wir die Papiere zurueck und sie waren sofort weg. Wir waren so erleichtert,
dass ich dieser Frau um den Hals fiel und mich tausendmal bedankte. Sie
rief nun wiederum die Oberaufsicht einer Organisation an, die korrupte Beamte
aufspuert. Innerhalb von Minuten waren mehrere Beamte da und wir konnten
einige Angaben machen - wir hatten die Autonummer der Transito. Die Strafe
fuer unberechtigtes Fahren haette 120 Dollar gekostet und waere bei einer
Bank zu bezahlen gewesen - erfahren wir. Mexico City ist ein eigener
Staat, indem sie grosse Probleme mit Korruption und Verbrechen haben.
Irma, unsere Retterin in der Not, laedt uns zu ihrer Familie nach Hause
ein, da wir heute noch Fahrverbot haben. Es ist nicht weit und wir duerfen
auf dem Grundstueck parken. Wir essen mit der Familie, zeigen Fotos von
meiner Familie und von Deutschland und unterhalten uns noch bis spaet am
Abend. Juan, der Mann von Irma, hat eine Art Sauna nach uralter Maya Tradition
gebaut und erklaert uns die Funktionsweise. Ausserdem kennt er sich mit Heilpflanzen
sehr gut aus, von denen einige in seinem Garten gedeihen. Am naechsten
Morgen muessen wir leider lebewohl sagen und es gibt noch ein Abschiedsfoto
- nochmals Danke fuer die grossartige Gastfreundschaft.
Weiter Teil 2
An
der Grenze Talisman - Grenzkontrollpunkt Viva Mexico, 24 Stunden
Aerger
Endlich auf der Autobahn gen Norden - Ralf faehrt heute ausnahmsweise
Nach Puerto Arista, an der Pazifikkueste Chiapas
Auf Joses Camping in Puerto Arista
Ralf hat das defekte Dachzugseil repariert
Dies ist unser Wachhund...wir machen uns locker
Am Strand von Puerto Arista.. muy tranquilo
Von der Palapa zu Joses Camp
Durch die Landenge Tehuantepecs auf der mex 185 Richtung Norden
In Acayucan Hotel mit safe parking
An der Zahlstelle - noch 533 km bis Mexiko City
Durch das Sumpfland schnurgeradeaus
In 2500m hohen Berge vor Puebla
Der Nebel wird dichter und auf dem Hochland scheint die Sonne..
Am Rande der Autobahn nach Puebla
Fuer die Freunde des VW Werks in Puebla
Puebla liegt von Vulkanen umgeben
In Cholula kommt uns das Wasser auf der Strasse entgegen - unser Hotel
in Cholula
Cholula - unter dieser Kirche befindet sich die groesste Pyramide der
Welt und der 3000m hohe Pass Richtung Mexiko City
Bei Irma und Juan zu Hause, in Mexiko City - Irma rettet uns vor der
Transito
Hier wohnen Irma und Juan mit ihren vier Kindern
Juan hat ein rituelles Dampfbad aus der fruehen Mayazeit, ein bano de
temazcal, selbst gebaut
Die ganze Familie verabschiedet uns .. herzlichen Dank fuer alles
Weiter Teil 2