1200 km auf der Great Central Road durch Aboriginal
Land
von Laverton WA
zum Uluru - Kata Tjuta Nationalpark NT
22.April bis 27.April 2004 Reiseabschnitt 14
Tjukyirla
Roadhouse
Am Freitag den 23.
April starten wir
um 9Uhr, wir verabschieden uns von Val, Jimmy ist schon unterwegs auf
Goldsuche, und beginnen unser Pistenabenteuer. Bei der Polizei in
Laverton erkundigen wir uns kurz nochmal nach dem Strassenzustand. Es
soll etwas slippery sein und teilweise rough, doch sie ist geoeffnet.
Ralf ersteht von der durch dauernde Telefonanrufe gestressten
Polizistin, ein Survivalbuch fuer die Wueste mit sehr guten praktischen
Ueberlebenstips. Die Great Central Road beginnt sehr breit und ist gut
gegradet. Nach ca. 30km kommt die Wasserumfahrung, von der die
Polizistin gesprochen hat. Alles ist gut zu befahren und wir kommen mit
80km/h gut voran. Heute wollen wir bis zum 200km entfernten Tjukayirla
Roadhouse fahren und wir freuen uns ueber den guten Strassenzustand.
Sogar CD koennen wir im Auto hoeren. Die Landschaft scheint endlos
eben. Roter Sand, Spinifexbuesche und vereinzelte Gumtrees so weit das
Auge reicht. Mittags machen wir Rast unter einem schattigen uralten
Gumtree. Es ist absolut still um uns herum, nur die Fliegen kommen,
sobald wir unsere Brotzeit herausgeholt, haben in Scharen. Wie kommen
die alle hierher? Heute sind uns zwei Autos entgegengekommen.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang kommen wir am Roadhouse an. Es wird von
der Blackstone Aboriginal Community gefuehrt. Die Aboriginal
Communities liegen fuer uns unzugaenglich abseits der Great Central
Road, wo die Gemeinden ihr von Traditionen gepraegtes Leben fuehren.
Die Aboriginals sind nach wie vor viel in der Wueste unterwegs, heute
allerdings oft mit dem Auto, mit denen sie die unmoeglichsten Wege
befahren. Auf der Great Central Road kommen ganze Familien im
scheppernden Auto und hoellischem Tempo entgegen. Sie gruessen uns im
Vorbeifahren.
In Tjukayirla werden wir von den vier Wachhunden herzlich begruesst und
gleich belagert. Ich muss alle streicheln. Als wir uns zu einem Kaffee
vor das Roadhouse setzen, zeigt uns eine junge Mitarbeiterin ein
kleines Kaenguru. Es ist ein big Red mit schwarzen Fuessen und wird im
Wohnzimmer gehalten wegen der Hunde. Hinter dem Roadhouse kann man
campen und es gibt sogar Strom, wir sind die einzigen Gaeste. Nachdem
wir den Staub aus unserem Camper gefegt haben, er klebt wirklich
ueberall, machen wir einem Rundgang um das Roadhouse. Kaum ist die
Sonne untergegangen, hoeren wir Dingos heulen, es sind die einzigen
Laute in unglaublicher Stille.
Warburton
Am naechsten Morgen tanken wir nocheinmal voll, denn es gibt die
naechsten 1000km kein Normalbenzin mehr und wir werden das 100
Oktanhaltige AV-Gas (Flugzeugbenzin auf Methanolbasis) tanken muessen.
Die Zapfanlagen sind abgeschlossen und eingegittert, so dass niemand an
die Zapfsaeulen kann. Wir verabschieden uns von den netten Besitzern
und den Hunden. Heute liegen 255 km bis nach Warburton, der naechsten
Aboriginal Community, vor uns. Die Strasse wird nun streckenweise
schlechter und auf den groberen Gravelabschnitten hat sich schon
tiefprofiliertes Waschbrett gebildet. Es dauernd immer ein Weilchen bis
man das richtige Tempo findet, immer noch zwischen 70 und 80km/h.
Weitere staendige Aufmerksamkeit erforden die wilden Kamele, die sich
es mitten auf der Strasse gemuetlich machen. Erhoben wird sich da
gemaechlich und der Rest der Herde schaut aus dem hohen Gras zu. Die
Landschaft aendert sich kaum, immer noch Spinnifex und kleinere
Gumtrees bis zum Horizont, doch es wird leicht huegeliger mit flachen
roten Gesteinsformationen. 50km vor Warburton wird die Strasse so
schlecht, dass wir runterbremsen muessen. Einige Autos mit Aborigines
kommen uns entgegen und dann ueberholen uns zwei deutsche Motoradfahrer.
Als wir nach Warburton an das Roadhouse fahren, herrscht hier
Hochbetrieb. Voellig klapprige Autos kommen angescheppert, an einem
baumelt das Ruecklicht auf dem Boden und der Auspuff fehlt voellig, und
tanken hier. Die ganze Familie steigt aus und kauft sich Cola oder
Snacks im Roadhouse und es wird sich lautstark verstaendigt. Die Frauen
tragen bunte lange Roecke und T-Shirts, meist alles etwas zerzaust wie
die Haare. Eine ordentliche Frisur ist voellig unwichtig. Ein kleiner
Junge umarmt mich und ich gruesse die Mutter, die ihn zur Ordnung ruft.
Er hat genauso blondes Haar wie ich, aber sehr dunkle Haut. Eine Gruppe
kleiner Jungs ist mit den Fahrraedern unterwegs und bestaunt die
Motorraeder der beiden Deutschen. Das Roadhouse schliesst gleich und so
tanken auch wir noch voll, bevor wir zum Campen in den eingezaeunten
Bereich fahren. Fotografieren ist von den Aboriginals nicht gewuenscht
und so nehmen wir diese Bilder in unserem Gedaechnis mit. Mit den
beiden Motoradfahrern Superhelmut und Thorsten, wir sind die einzigen
Camper hier, verbringen wir einen weinfroehlichen Abend. Die beiden
hatten schon lange kein Bier mehr, in Aboriginal Land gibt es keinen
Alkohol zu kaufen, und freuen sich ueber den geselligen Plausch bei uns
im Camper.
.
Frueh am naechsten morgen, herrscht Aufregung. Der Besitzer des
Roadhouses hat in der Nacht eine kleine Horde Jungs beim Benzinabzapfen
an den Motorraedern erwischt. Die beiden hatten noch schnueffelbares
Normalbenzin in den Tanks ihrer Suzukis. Der heimischen Polizei wird
ein detailierter Bericht geliefert und der Roadhousebesitzer
entschuldigt sich vielmals. Dies ist nun die Situation, die die
Verantwortlichen mit dem Verbot von Normalbenzinzapfsaeulen hier zu
verhindern suchten. Doch fuer die Suechtigen gibt es immer Wege. Es ist
eines der groessten Probleme der Kinder!! in den Communities und sie
sterben nach 10 bis 15 Jahren spaetestens daran. Hierzu spaeter noch
mehr.
Warakurna Roadhouse
Wir fahren um 10 Uhr los. Es sind 230 km bis zum Warakurna Roadhouse
und der Aboriginal Community Giles. Inzwischen haben wir schon 600
Hoehenmeter ueber dem Meeresspiegel erreicht und die Landschaft wird
immer bergiger. Die Strasse ist in Teilabschnitten recht sandig und bei
hoeherer Geschwindigkeit kommt der Haenger etwas ins schlingern. 100km
vor Giles kommen wir in die gebirgigen Auslaufer der Rawlinson Ranges
und fahren den Peterman Ranges entgegen. Das Gras waechst hier ueppig,
es hat diesen Sommer sehr viel Regen gegeben, und somit haeufen sich
auch die Kamelgruppen, die hier ideale Lebensbedingungen finden. 30km
vor Giles wird die Strasse superschlecht. Sie ist einspurig,
scharfsteinig und mit tiefen Wellblechriffeln versetzt. Wir kommen nur
noch mit 30km/h voran. Ich versuche auch volles Tempo, aber da
verliert der Haenger den Bodenkontakt und es ruettelt uns aufs uebelste
durch. Nun gut... man hat ja Zeit. Ralf haelt trotz allem sein
Mittagsschlaefchen neben mir. Als wir am Warakurna Roadhouse endlich
ankommen, tanken wir wieder gleich AV-Gas voll, da durch die
Zeitumstellung bald schon wieder Feierabend ist.
Die beiden Motoradfahrer wollen noch 100km weiter nach Docker River und
so entschliessen wir uns gleich zur meteologischen Station Giles zu
fahren, um dort eine Fuehrung gemeinsam zu bekommen. Die 3 Mitarbeiter
dort haben nicht wirklich viel zu tun und einer fuehrt uns ueber das
Gelaende und zeigt uns alle Messinstrumente. Sie ist die abgelegensten
Station in Australien.
Wir bleiben am Warakurna Roadhouse und campen dahinter in schoenster
roter Wuesten- und Spinifex Landschaft. Ausser uns sind noch 2 Autos
hier. Am Abend fallen Muecken ueber uns her, die Fliegen nerven schon
seit Ankunft. In der Nacht heulen die Dingos wieder und einer ganz nah.
Es ist sonst wieder so still, dass man seinen eigenen Herzschlag hoert,
und der Sternenhimmel funkelt abermals unschlagbar.
Am naechsten Morgen wachen wir mit dem lauten Gezwitscher eines
Schwarms Zebrafinken auf. Nach dem Fruehstueck schauen wir uns noch in
der Aboriginal Kunst Ecke des Roadhouses um. Ich kaufe ein Armband und
ein T-Shirt. In der Zwischenzeit kommt eine Frau aus der Community und
will ein Bild verkaufen. Fuer 100 Dollar wuerden wir es nehmen, sie
moechte 250 und zieht weiter zur meteologischen Station, dort wird es
ihr sicher keiner abkaufen. Das Geschaeft mit den Bildern, den
Dotpaintings der Aboriginals, hat seine eigenen Regeln. Wir unterhalten
uns darueber mit dem Besitzer des Roadhouses. Aboriganal People haben
nicht die gleiche Vorstellung vom Geldverdienen wie wir - fuer sie
macht es nicht den ganzen Lebensinhalt aus. Nachdem Ralf den
Landcruiser von zwei absolut schwarzen Aborigines mit Rastalocken
angeschoben hat, geht es auch fuer uns weiter.
Docker River
Die 100 Km bis Docker River, der naechsten Aboriginal Community, sind
sehr anstrengend. Durch die superschlechte, schmale Strasse mit
sandigen Flussdurchfahrten kommen wir langsam voran. Vor Docker River
sind wir schon inmitten des wunderschoenen Panorama der Peterman
Ranges, die sich in leuchtendem Rot vor uns aufbauen. Nur durch Zufall
(weil ich mal muss) entdecken wir den Len Beadell Tree. Es ist ein
Gostgum Tree direkt an der Strasse, der eine Gedenkplakette ueber Len
Beadell, den legendaeren Graderfahrer (jedes australische Kind kennt
ihn!!), enthaelt. Len Beadell hat mit seinem Grader den Gunbarrel
Highway und die Graet Central Road in den 50 und 60er Jahren angelegt.
Doch hier wurde schon einige Zeit nicht mehr gegradet und das nervt auf
Dauer, wir fahren max. mit 60km/h. Als wir Docker River inmitten der
Peterman Ranges erreichen, hier gibt es einen sehr schoenen Campground
5km ausserhalb, wollen wir in der Community tanken. Wir fahren direkt
hinein, eine Strasse ist als Zufahrt genehmigt, und passieren die
Wohnhaeuser einiger Einwohner. Alle leben mehr als einfach, die Haeuser
sind recht klein und mit Wellblechdaechern gedeckt. Es sammelt sich
viel Muell und Schrott um die Grundstuecke. Ein Mann schmeisst in hohem
Bogen eine Muelltuete aus dem Fenster, kein Mensch gruesst uns. Am
Generalstore angekommen, die Zapfsaeulen sind direkt davor, sehen wir
die Notiz: heute am Montagnachmittag geschlossen. Nun denn, wir kommen
400km mit unserem Tank und 320 km sind es bis Yulara.
Lasseter Cave
Es reicht also und wir fahren weiter bis zum Lasseter Cave, etwa 40 km
entfernt. Hier, an diesem denkwuerdigen Platz, ( Endecker und
Goldsucher Lasseter verbrachte hier 25 Tage in einer Hoehle, bis
Aboriginals ihn gerettet hatten) wollen wir uebernachten. Ein Schild an
der Einfahrt weist darauf hin, das uebernachtcampen nicht erlaubt ist.
Es ist bereits Sonnenuntergang und wir entscheiden uns trotzdem zu
bleiben. Wir befinden uns immernoch mitten in Aboriginalland. Die
Fliegen plagen uns bis Sonnenuntergang und dann kommen die Muecken. Wir
essen bei Kerzenlicht, damit wir nicht zu erkennen sind. Doch es hier
nun wirklich keine Menschenseele weit und breit. Noch ein Auto hoeren
wir am Abend auf der Strasse fahren dann ist es still. Wir schlafen
nicht sehr gut, da wir auf ein moegliches Geraeusch warten und
tatsaechlich kommt ein Auto um 22Uhr in unseren abgelegenen Rastplatz.
Wir sind schon aus dem Bett gesprungen als es einfach weiter faehrt.
Bei Tagesanbruch stehen wir auf und fahren bald weiter. Um unser Camp
herum sehe ich Fussabdruecke von jemandem der barfuss aus dem Busch
gelaufen kam, doch sicher schon ein paar Tage alt.
Kata Tjuta - die Olgas
Die Strasse bleibt sandig. Es sind noch 150 km bis zum Uluru -
Kata Tjuta Nationalpark. Ein Dingo trabt parallel zur Strasse im
hohen Gebuesch. Er ist hell-ockerfarben und hat recht grossse
Ohren. Als wir anhalten, wartet auch er ab. Wir koennen ihn gut sehen.
Dingos leben seit 4000 Jahren in Australien. Durch die sandigen
Abschnitten schlingern wir die letzten hundert Kilometer flott durch.
Etwa aus 50 km Entfernung sehen wir sie - die Olgas, der Kata Tjuta
Nationalpark - . Ganz klein liegen sie vor uns, die Kata Tjuta,
die vielen Koepfe. Unsere Sandpiste ziehlt genau auf die einzigartige
Felsformation. Freude kommt auf, bald haben wir es geschafft und diese
grossartigen, einzigartigen Felsformationen heissen uns willkommen. Was
fuer ein Naturschauspiel.
Natuerlich sind die letzten 20 km in so schlechtem Zustand, dass wir
unser Tempo drastisch drosseln muessen. Um 13 Uhr am 27. April sind wir
auf der geteerten Strasse, die zu den Kata Tjutas fuehrt - fuer
uns bleiben sie etwas ganz besonderes - nach dieser staubigen doch
wunderschoenen Fahrt durch die einsamste Landschaft Australiens.
Die Zivilisation hat uns wieder.
Und ein riesiger Touristenbus spuckt weissbeinige, besockte und recht
dicke Touristen aus, um die vielen Koepfe die Kata Tjutas aus der Naehe
zu sehen.
Die Great Central Road beginnt....1200km liegen vor uns
Die erste Umfahrung einer Ueberflutung
Die Piste ist breit und gut befahrbar
Mittagspause mit hunderten von Fliegen
Frischgegradete Strasse
Begruessung am Tjukayirla Roadhouse
Alles muss entstaubt werden..
Das niedliche big Red Kaengurubaby, das Roadhouse wird von der
Blackstone Aboriginal Community gefuehrt
Abendlicher Spaziergang ums Tjukayirla Roadhouse
Von den Wachhunden belagert, am Morgen wird noch einmal getankt
Das erste wilde Kamel in Sicht, noch 250km bis Warburton
Richtung Warburton auf der einsamen Great Central Road
Zum Warburton Roadhouse
Uebernachtung am Warburton Roadhouse
Superhelmut und Thomas mit ihren Suzukis
Kamele ueberall
noch 200km bis Warakurna Roadhouse
Die Berge der Rawlinson Range bei Giles und Warakurna
Warakurna Roadhouse
Fuehrung durch Australiens entlegenste Wetterstation in Giles
Zeichnungen und der Grader von Len Beadell, dem legendaeren
Strassenbegradiger in den 50er Jahren
Camp hinter dem Warakurna Roadhouse
Staub ueberall
Ein Grader in Arbeit etwa 100km vor Docker River
Die Berge der Peterman Ranges vor Docker River
Bei Len Beadells Tree
heftigste Wellblechpiste 30 km vor Docker River
Welcome to Northern Territory
Abzweigung zum Lasseters Cave, uebernacht Campen nicht erlaubt
In dieser Hoehle sass Lasseter 25 Tage, nachdem ihm seine
Transportkamele weggelaufen sind. Er war auf der Suche nach Gold.
Wir bleiben trotzdem
Die Olgas, die Kata Tjutas in Sicht - noch 80km
Wir sind im Uluru - Kata Tjuta Nationalpark
Die vielen Koepfe, die Kata Tjutas
Wir haben es geschafft - 1200km staubige und wunderschoene Fahrt durch
die einsamste Landschaft Australiens
Die Welt der Asphaltstrassen hat uns wieder
Weiter Im Uluru Kata Tjuta Nationalpark