Nicaragua von Esteli
ueber Granada nach San Juan del Sur vom 09.Mai 2003 bis 16. Mai 2003
Wieder entlang der Panamericana Richtung Costa Rica
Reiseabschnitt 8
Am Freitag,
den 09.Mai, gehts von Danli der honduranischen Zigarrenmetropole noch 40
km durch einsame, wunderschoene Landschaften, die in den Buergerkriegszeiten
Zeuge vieler Kaempfe war. Ab und zu ueberqueren Rinder oder Pferde die Strasse,
die nagelneu geteert ist. Am Strassenrand scheint besonders gutes Gras
zu wachsen, dass alles was vier Beine hat und zur Gattung der Huftiere gehoert
hier weidet. Es kommt dann natuerlich auch vor, ein Nickerchen in allen
Ehren, dass sich halt auf die Strasse gelegt wird. Die Jungtiere hopsen besonders
gerne aus lauter Uebermut herum, wenn ein Auto vorbeifaehrt. Bei Ralf und
mir entbrennt dann wieder die Diskussion um einen Bullenfaenger am Auto,
aber jetzt sind wir solange unfallfrei gefahren und man gewoehnt sich an
das Viechzeug.
Die Grenze
Als wir die kleine Grenze Los Manos nach Nicaragua erreichen, kommt schon
der erste Helfer auf uns zugelaufen. Wir suchen einen aus und fuer einen
Dollar hilft er uns zur schnellen Ausreise aus Honduras. Ein paar Meter weiter
gestaltet sich die Einreise nach Nicaragua als sehr kompliziert. Wir haben
wieder einen Helfer, ohne den wir wahrscheinlich den Rest des Tages hier verbracht
haetten. Es ist einfach unglaublich, wenn wir es nicht mit eigenen Augen
gesehen haetten. Man rennt zwischen Zoll, Immigration, Polizei mehrfach hin
und her, um, nachdem Herr x seine Haken gemacht, bei Herrn y ,der gerade
in der Kueche beim Essen ist, eine Unterschrift zu holen um wieder zurueck
zu Herrn x zu gehen, der liegt gerade unter einem Lkw-anhaenger und wir kriechen
auch darunter, einen weiteren Haken auf unser Papier machen zu lassen. Nach
diesem Muster funktionieren die Formalitaeten und sogar innerhalb des Immigrationsbueros,
wo etwa 10 Leute sitzen, laeufst du von einer Schreibmaschine zur naechsten
und wieder zurueck, bis du bei jedem mindestens einmal gewesen bist. Aus
meinem Ausweis, nachdem ich schon 100mal meinen Namen gesagt habe,tippen
sie auf die Autopapiere Heike Deutsch. Als wir sie auf das Versehen aufmerksam
machen, kichern sie und die umstaendliche Berichtigungsprozedur, die auch
wieder abgehakt wird, beginnt. Die Polizei muss abschliessend, nachdem der
Zoll ins Auto geguckt hat und unser Helfer ihm unsere Glaubwuerdigkeit versichert
hat, das Auto inspizieren. Sie interessieren sich nur fuer unsere persoenlichen
Sachen und schauen sich neugierig alles an, blaettern in meinem Pass
um sich alle Laenderstempel anzuschauen, mit kritischer, polizeilich
wichtiger Miene wird unsere Helfer immer wieder etwas gefragt. Nun, da man
macht ja gute Miene um als Deutscher keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
Am liebsten moechte man dazwischenhauen und laut herausschreien wie kann
man nur so strunzbloede sein..
Doch das verbietet die gute Erziehung und die Ausicht auf baldige
Weiterreise. Zumindest hat keiner versucht uns um Dollar zu erpressen, wie
uns mehrfach von anderen Reisenden berichtet wurde. Ich glaube sie haben
einen gewissen Respekt, mich als Frau und Autobesitzerin und Fahrerin in
solche korrupten Geschaefte zu verwickeln. Dank unseres Helfers, der immer
wusste wer wo aufzutreiben war, dauerte es nur eine gute Stunde...wir sind
in Nicaragua.
Nach Masayla
Weiter fuehrt die neue Strasse, durch tockener werdendes, huegeliges,
steppenaehnliches Land nach Esteli. An einer Tankstelle rufe ich meine Schwester
Antje zum Geburtstag an, es kostet 7 US Dollar fuer 2 Minuten. Als wir tanken
geht ein Pferd an den Zapfsaeulen vorbei zum gepflegten Rasen und frisst
dort, es interresiert niemanden. In Esteli versucht Ralf Travellerchecks
bei einer Bank einzutauschen. Er steht in der Freitagsschlange 1 Stunde an,
um dann zu erfahren, dass es bei dieser Bank nicht geht. In der naechsten
Bank steht er eine halbe Stunde, bis er nach der schon erwaehnten Nicaraguanischen
Stempel und Abhakmanie, nach weiteren 20 Minuten das Geld gewechselt hat.
Mal eben schnell auf die Bank... von wegen. Wenn es komplizierter wird verbringt,
man locker den Tag auf der Bank.
Nach einem landestypischen Mittagessen, mit Bohnen, Eiern und Reis, fahren
wir weiter nach Masayla. Als wir von der Hauptstrecke Richtung Managua nach
Granada abbiegen, wird die Strasse augenblicklich so schlecht, dass wir nur
noch max. 30km/h fahren koennen. Es sind so viele Schlagloecher hintereinander,
dass ein Ausweichen unmoeglich ist. Die Sonne geht unter und uns eroeffnet
sich ein kurzer Blick auf den Managuasee. Schon bei Dunkelheit erreichen
wir Masayla, wo wir in einem hotel mit parkmoeglichkeit nach einem Zimmer
fragen. Es kostet ueber 15 Dollar, die Zimmer sind scheusslich mit Klimaanlage
und wir passen mit unserem Auto nicht durch das Einfahrtstor. Die Besitzer
versichern uns jedoch, dass unser Auto auch auf der Strasse davor sicher steht,
sie haben einen Wachmann in der Nacht. Uns bleibt keine Wahl und wir sichern
alles ab.
Am naechsten Morgen steht das Auto noch unversehrt da, nur zwei Luftventilkappen
fehlen. Am Samstag ist Markt in Masayla und nach einem landestypischen Fruehstueck,
Bohnen, Eier und Reis erkunden wir zu Fuss den Markt. Er ist sehr geordnet
und erst vor einigen Jahren im Zentrum der Stadt eingerichtet worden. Das
Angebot ist ueberschaubar..ich leiste mir ein paar handgefertigte Ledersandalen
fuer 7 Dollar.
Granada am Lago de Nicaragua
Am Mittag erreichen wir das 25km entfernte Granada, die aelteste Stadt
Centro Americas. Sie liegt direkt am Lago de Nicaragua und hat ihren kolonialen
Charme erhalten. Granada ist die touristische Hauptstadt, hier treffen sich
alle Reisenden und tatsaechlich sehen wir einige Amerikaner, meist junge Leute
in den Bars und Restaurants. Wir fahren ins Zentrum und wollen bei einem
Deutschen nach einer Unterkunft fragen. Don Alfredo hat sich ein typisches
altes Stadtwohnhaus zum Hotel umgebaut, alles orginalgetreu wieder restauriert.
Es gibt einen Palmengarten im Innenhof, hohe Raeume mit riesigen Fluegeltueren
zur Strasse, die Einheimischen sitzen abends bei offener Tuer auf der Strasse,
und gemuetlichen Sitzecken und Haengematten. Don Alfredo macht uns einen
Sonderpreis und wir koennen unser Auto sicher parken, wir bleiben 3 Tage.
Es ist schoen, mal wieder etwas zur Ruhe zu kommen, ohne an das naechste
Etappenziel denken zu muessen. Ich schreibe Reisebericht und Internetseiten
und abends gehen wir zum Essen in die Stadt. Als wir zu einem Fischrestaurant
ca. 1km zu Fuss gehen, durchqueren wir die sehr armen Randbezirke der Stadt.
Hier sind die Haeuser, wenn ueberhaupt, aus Holzlatten oder Sonstigem zusammengezimmert.
Der Fluss, den wir ueberqueren ist mit Muell verschmutzt und das Wasser schaeumt
von dem vielen Waschwasser. Doch die Frauen sind auch hier sehr modisch
und figurbetont gekleidet, wie in den neuesten Musikvideos, achten
auf ihr Aeusseres und laufen auf ihren Stoeckelschuhen durch den Dreck. Sogar
Kuehe werden im engen Minirock gehuetet - besonders in Honduras. Das Fischlokal
bietet als Spezialitaet einen gebratenen Riesenfisch aus dem Nicaraguasee.
Am Montag den 12.Mai habe ich die internetseiten soweit und wir machen
uns in der Stadt auf die Suche nach einem Internetcafe. Als nach 2 Std. alles
klar ist, regnet es in Stroemen - unser erster tropischer Regen. Die Regenzeit
beginnt und wir fahren ihr entgegen. Im Stadtzentrum Granadas ist es sehr
heiss, denn der Wind, der ueber den See fegt - ein gutes Windrevier uebrigens
- erreicht die Stadt nicht. Am abend fahren wir mit der Kutsche durch das
historische Zentrum von Granada und lassen uns die Bauwerke erklaeren, so
gut es eben geht in spanisch. Die Nicaraguaner sind unglaublich freundlich
und nett, oft wird uns zugewunken und Alamania gerufen, so man fuehlt sich
trotz umstaendliche Handhabung mit den Behoerden immer willkommen.
Nach San Juan del Sur
Am Dienstag frueh manoevrieren wir unser Auto aus dem schmalen Grundstueck,
das ist mal wieder mm-Arbeit. Nach einem Einkauf im, na ja supermarkt, machen
wir uns auf den Weg nach San Juan del Sur an die Pazifikkueste Nicaraguas.
Dort haben wir einen Tip fuer einen 12km noerdlich gelegenen Surfspot. Wir
wissen nicht genau wo er ist und wie die Strasse dorthin ist und so fragen
wir uns durch. Eine schmale Piste fuehrt bergauf und -ab nach Mayagual. Wir
nehmen eine Frau mit und bringen sie bis zu ihrem Grundstueck. Sie meint,
das Playa Mayagual Peligroso ist und bietet uns an, auf ihrem Grundstuck
zu uebernachten. Wir lehnen dankend ab und tatsaechlich ist uns ein wenig
unwohl als wir den Beach erreichen, er ist sehr schoen in einer Sandbucht
gelegen und von Felsen eingerahmt, aber sehr einsam. Ein Australier fuehrt
hier eine Eco-Lodge und es sind einige Surfer da, die die Cabanas bewohnen.
Wir sind die Einzigen, die campen. Es wird uns von den netten beiden nicaraguanischen
Managern versichert, das alles sicher ist und tatsaechlich patroulliert hier
ein Wachmann mit Gewehr.
Wir stehen unter hohen Baeumen, in denen Bruellaffen-Familien turnen.
In der folgenden Nacht machen sie sich ueber unseren Eimer mit 20 Mangos
her, die wir draussen liegen lassen hatten. Am naechsten Morgen finden wir
eine Riesensauerei auf unserer Ladeklappe vor, alles ist mit Mangomatsch
verklebt, na prima. Noch beim Sonnenaufgang hoerte ich das Heulen der Gruppe,
wahrscheinlich wurde die Freude ueber die verspeisten Mangos kundgetan.
Tagsueber ist alles sehr beschaulich. Waehrend ich Waesche wasche, fliegen
mir dauernd alle moeglichen Sorten und Groessen von Inseken gegen das
Hirn. Vom Schmetterling, ueber Motten bis Riesenameise mit Fluegeln und dicke
Kaefer. Die Grillen sind hier unheimlich laut und zirpen im Chor. Eine Pferdeherde
kommt vorbei, samt 4 Wochen altem Fohlen, das auch gleich ueber ein Zelt stolpert,
und trinkt hinter mir der Reihe nach aus dem Frischwasserbehaelter.
Der eigentllche Surfspot liegt 2 Buchten weiter und wir erkunden ihn zu
Fuss. Bei Ebbe ist es einfach, doch wenn die Flut kommt muss man etwas klettern.
Die Wellen brechen ziemlich durcheinander und wenn dann recht schnell. Ralf
moechte am naechsten Tag gleich morgens raus gehen. Das Meer ist hier wider
erwarten kuehl und bei dieser schwuelen Hitze mehr als angenehm. Am Nachmittag
kommen noch einige Rucksacktouristen mit Zelten und wir fuehlen uns schon
sicherer. Es ist trotzdem komisch, wenn der Wachmann in der Nacht mit
seiner Knarre vorm Klo sitzt.
Abends essen wir im Restaurant/Bar und es wird laessige Musik gespielt.
Es sind einige Suedafrikaner und Amerikaner da, die von Costa Rica mit Bus
und trampen hier her gekommen sind. Wir werden ueber unsere Tour gefragt.
Als wir am Donnerstag morgens in die Surfbucht aufbrechen, faengt
es wie aus Kuebeln zu schuetten an. Dank meines Regen/Sonnenschirms bleibe
ich recht trocken, und sitze unter einenem Palmwedeldach mit den anderen
Surfern, waehrend Ralf sich in den Wellen versucht. 2 dicke Ochsen, die per
Holzjoch an ihren Hoernern zusammengebunden sind und Holz fuer eine Huette
gezogen haben, stehen hinter mir, vom Regen voellig unbeeindruckt, und harren
ihres Schicksals. Bei unserem Rueckweg ist die Flut da und wir brauchen einige
Zeit um zurueckzukommen, der Regen laesst nach. Am Abend sitzen wir
wieder bei einem Bier und einheimischem Essen in der Bar und schauen den
Sonnenuntergang an.
Am Freitag den 16. Mai gehts wieder frueh weiter, ca. 40km nach Panas
Blancas, der Grenze nach Costa Rica. Die Dirtroad ist durch den Regen weich
und schmierig und so schalten wir in steilen Passagen die Lastuntersetzung
zu. An der Tankstelle in San Juan muss wieder die Luft auf die Reifen, die
wir fuer die Holperpassage rausgelassen haben, und dann geht es Richtung
Grenze.
Verkehrshindernisse auf der supergeteerten Panamerikana zur Grenze Nicaraguas
an der Grenze nach Nicaragua
Strassen in Esteli
Innenstadt und Markt in Masayla
Versuch mit Selbstausloeser am Markt von Masayla
Posada don Alfredo in Granada
In Granada abendliche Kutschfahrt - und Ralf mit landestypischem Essen:
Bohnen, Gebratene Blutwurst, Haehnchenschenkel, Schweinesteak und gebratenen
Kochbananen
Bilder aus Granada - Iglesia Merced
Strassen in Granada
Markttreiben und Schuhputzer
Am Lago de Nicaragua
Friedhof von Granada - Am Lago und im Hintergrund die Vulkaninsel
Omnitepe
In San Juan del Sur - endlich wieder am Pazifik
Am Playa Mayagual
Die Wellen von Mayagual
Heike mit Pferdeherde beim Waeschewaschen
Die Bruellaffen Familie ueber uns im Baum
Abendstimmung am Playa Mayagual - 12 km Dirtroad nach Mayagual
weiter nach Costa Rica